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Projekte
Es gibt viele motivierte Menschen mit guten Ideen, die sich für Streuobstwiesen engagieren. Hier stellen wir ein paar beispielhafte Projekte vor. Manche davon kann das Land über Modellprojekte unterstützen. Die Projekte sollen anregen, sich einzubringen und weiterhin unterschiedlichste Ansätze für den Erhalt von Streuobst zu realisieren. Dies kann an vielen Orten und auf ganz unterschiedliche Weise geschehen.
Jährlich verderben große Mengen an heimischem Obst, da es nicht geerntet wird. Einige Landkreise und Kommunen gehen daher mit der Aktion „Gelbes Band“ gegen diese Verschwendung an. Streuobstwiesenbesitzer/innen, die mit der Ernte ihrer Früchte nicht hinterherkommen, können ihre Bäume mithilfe des farbigen Bandes zum Abernten freigeben. Das gelbe Band wird am Baum befestigt und signalisiert: Hier darf jede und jeder das Obst in haushaltsüblichen Mengen für den eigenen Verbrauch ernten. Damit fördert die Aktion mit wenig Aufwand die Verwertung des Obstes und schafft Bezug zu den Streuobstwiesen.
Beim Pflücken des Obstes sollte natürlich darauf geachtet werden, den Baum nicht zu schädigen und beim Betreten des fremden Grundstücks auf sich selbst Acht zu geben. Die teilnehmenden Grundstücksbesitzer/innen und unterstützenden Kommunen und Landkreise sollten haftungsrechtliche Fragen im Vorfeld klären.
Neben der Ernte sollte auch die Pflege der Bäume und des Unterwuchses sichergestellt sein. Nur gesunde und gepflegte Streuobstbestände versorgen uns nachhaltig mit leckerem Obst und bereichern unsere Landschaft. Viele Landkreise betreiben eine Streuobstwiesenbörse, über die nicht nur für die Ernte, sondern auch für die Bewirtschaftung Kooperationen geschlossen werden können.
Wie geht es weiter mit dem Streuobstbau?
Angesichts der großen zusammenhängenden Streuobstgebiete in Baden-Württemberg und der europaweiten Verantwortung für deren Erhalt, ist es erklärtes Ziel der Landesregierung, den Streuobstbau zu unterstützen und die Streuobstkonzeption fortzuschreiben.
Um auf die rückläufigen Bestandszahlen der Streuobstbestände in Baden-Württemberg angemessen zu reagieren, sollen bestehende Aktivitäten, Maßnahmen und Rahmenbedingungen zur Unterstützung des Streuobstbaus auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und Unterstützungsmöglichkeiten verifiziert, weiterentwickelt und ggf. ergänzt werden.
Die Wertschätzung von Streuobstbeständen, die Verbreitung von Wissen um deren Multifunktionalität in der Gesellschaft, ihre Bewirtschaftung und Nutzung sowie die Belebung der Streuobstkultur durch die Verknüpfung von Tradition mit unserer heutigen Lebenswelt sind wesentliche Elemente, die dem Ziel des Streuobsterhalts dienen. Eine Machbarkeitsstudie für eine „Streuobsterlebniswelt Baden-Württemberg“ soll dazu beitragen, Rahmenbedingungen für die Neu- oder Weiterentwicklung eines touristischen Zentrums zu prüfen, das diese Aspekte vereint.
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360 Kilometer Radfahrspaß erwarten Sie auf der Radroute durch das Schwäbische Streuobstparadies. Die mit dem bunten Obstbaum
beschilderte Route führt durch traumhafte Streuobstlandschaften, eröffnet atemberaubende Ausblicke und läd ein in schmucke
Dörfer und Städte. Sie verbindet Hofläden, Cafés, Restaurants, Mostereien, Brennereien und Museen sowie viele andere
Erlebnisorte. Das Thema Streuobst ist immer präsent und Erlebnis, Erholung, Genuss und Information sind garantiert.
Ein Tourenbuch bildet die einzelnen Etappen mit Kartenausschnitt, Wegbeschreibung, Höhenprofil und beteiligten Betrieben ab. Bestellen
können Sie es bei der Geschäftsstelle des Schwäbischen Streuobstparadieses.
Weiterführende Informationen:
Die größte Streuobstlandschaft Mitteleuropas liegt im Herzen Baden-Württembergs. Hier stehen auf 26.000 Hektar etwa 1,5 Millionen großkronige Obstbäume. Diese außergewöhnliche Kulturlandschaft hat mit dem 2012 gegründeten Verein Schwäbisches Streuobstparadies e.V. eine Stimme bekommen.
Der Verein Hochstamm Deutschland e.V. setzt sich deutschlandweit für den Erhalt von Streuobstwiesen ein. Mit jeder verschwundenen Wiese geht nicht nur ein besonderes Stück Natur, sondern auch die mit dem Anbau und der Verarbeitung verbundenen Bräuche und Wissen verloren.
Um Streuobst ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, möchte der Verein den Streuobstanbau auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO bringen und so zu ihrem Schutz beitragen.
Ein erster großer Schritt ist bereits geschafft: Im März 2021 wurde auf der Kulturministerkonferenz dem Eintrag des
Streuobstanbaus in das 'Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe' stattgegeben.
Das nächste Ziel lautet: Das Immaterielle Kulturerbe Streuobstanbau wird international anerkannt.
In vielen europäischen Ländern sind Streuobstwiesen Teil der traditionellen Kulturlandschaft, dieses Potenzial will der Verein
bündeln und Traditionen austauschen. Deshalb sucht der Verein europäische Kooperationspartner.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Baden-Württemberg verfügt über mehrere historische Kirschsortensammlungen, die als Sichtungspflanzungen für den Vergleich traditioneller Regionalsorten mit Sorten anderer Kirschanbaugebiete angelegt wurden, um so die für den Anbau geeignetsten Sorten auszuwählen. Die umfangreichste dieser Sammlungen existiert in Mössingen. Die nunmehr fast 60-jährigen Bäume sind größtenteils nicht mehr vital oder abgängig, viele bereits abgestorben. In Wiechs bei Lörrach ist eine Sammlung alter Brennkirschensorten vorhanden, die in Teilen bereits gerodet wurde und in der weitere Baumabgänge zu erwarten sind. In beiden Sammlungen wurden die Sorten der vorhandenen Bäume anhand von Frucht- und Baummerkmalen pomologisch verifiziert, um eine koordinierte Nachpflanzung des Sorteninventars zu ermöglichen.
Bei den Streuobsterfassungen sollen unter anderem traditionell angebaute Regionalsorten erfasst werden, die bisher nirgends dokumentiert und gesichert sind. Die Baumstandorte wurden mittels einer Kartier-App dokumentiert, die während des Projekts soweit möglich auf die notwendigen Anforderungen angepasst wurde. Alle Bäume wurden mittels der App digital erfasst.
Wichtigstes Ziel des Projektes ist es, die erfassten und neu aufgefundenen Sorten zu sichern. Hierzu werden von den Bäume Edelreiser gewonnen und Jungbäume nachgezogen. Von den in den historischen Sammlungen vorhandenen Sorten werden die baden-württembergischen Regionalsorten sowie weitere seltene, allgemein gefährdete Sorten gesichert. Die Jungbäume wurden als Hochstämme auf zwei Flächen in Mössingen aufgepflanzt.
Die aufgepflanzten Jungbäume werden in den kommenden Jahren durch die Stadt Mössingen weiter betreut. Dazu wurden Schnittworkshops veranstaltet, um das Personal entsprechend zu schulen. Schwerpunktmäßig wurde auf die Besonderheiten und Schnittempfindlichkeit der Obstart Kirsche Bezug genommen. Es wurde auch ein Konzept für weitere, zukünftige Pflegemaßnahmen wie Düngung, Mulchung der Baumscheiben und Wässerung entwickelt. An dem Workshop nahmen regionale Akteure teil, die sich mit Obstbaumschnitt und-pflege beschäftigen, unter anderem Kreisfachberater, Mitarbeiter von Fachfirmen, der Stadt Mössingen sowie Mitglieder der lokalen Obst- und Gartenbauvereine.
Das Projekt wurde im Frühjahr 2020 begonnen und wird im Jahr 2023 abgeschlossen. Aktuell läuft ein Folgeprojekt bei dem die Nachpflanzung weiterer Kirschbäume erfolgt.
Durchführung:
Stadt Mössingen zusammen mit Pomologin Dr. Annette Braun-Lüllemann
Foto: E. Tomschi
Streuobstwiesen spielen bei der Erhaltung der Biodiversität eine wichtige Rolle. Allerdings drohen viele Bestände durch die zunehmende (wirtschaftliche) Bedeutungslosigkeit des klassischen Streuobstbaus zu verschwinden. Während sich ökonomische und ökologische Interessen bei der Nutzung von Streuobstbeständen vielerorts nicht decken, könnte durch die Verbindung von Landschaft und Gesundheit eine neue Wertschöpfungsmöglichkeit generiert werden: Die extensiv bewirtschaftete Streuobstwiese mit ihrem gesundheitsförderlichen Potenzial erhielt eine neue, zusätzliche Nutzfunktion und unterliegt nicht dem Intensivierungsdruck, der auf einem Bestand lastet, der sich ökonomisch selbst tragen soll.
Durch einen integrativen Ansatz soll in diesem Projekt herausgefunden werden, inwiefern positive Wirkungen von Streuobstwiesen in therapeutischen Konzepten von Gesundheitseinrichtungen berücksichtigt werden können und hierdurch ein neuer, Wertschöpfung schaffender Zusatznutzen generiert werden kann. Hierfür werden zunächst anhand von Befragungen mögliche Nutzungsanforderungen an Streuobstbestände in therapeutisch-klinischen Arbeitsfeldern identifiziert. Durch die fernerkundliche Bestandsanalyse von Streuobst in Kombination mit der terrestrischen Aufnahme von Bestandsmerkmalen werden darauf aufbauend die aktuelle und potenzielle Eignung für therapiebegleitende Maßnahmen beurteilt und mit Therapeuten und Streuobstpraktikern Finanzierungsmodelle erarbeitet.
Die Ergebnisse aus diesem Forschungsvorhaben werden die Biodiversität durch Generierung eines Mehrwertes für die Bewirtschaftung fördern. Außerdem werden die Ergebnisse durch Streuobst-Navi und Nutzungskonzepte direkt für die verschiedenen Akteure zugänglich gemacht und können so in die Praxis eingebunden werden.
Durchführung:
Pädagogische Hochschule Heidelberg zusammen mit Dialog N - Forschung und Kommunikation für Mensch, Umwelt und Natur Zürich
und StadtLandFluss, Büro für Landschaftsplanung, Naturschutz und nachhaltige Landnutzungskonzeptionen Nürtingen
Für zahlreiche Bürgerinnen, Bürger und Bewirtschaftende des Landes zählt der Streuobstbau zur regionalen Identität. Der Film „In den Bäumen" soll das damit verbundene Schaffen repräsentieren und Begeisterung für das Streuobst und dessen Pflege wecken.
Protagonistin des Films ist die 77 Jahre alte Luise Wirsching. Mit der langen, aus dem Kofferraum ragenden Leiter, ihrer Säge und ihrer Astschere fährt sie durch Hohenlohe und kümmert sich um große und kleine Obstbäume. Vielen Menschen fehlt heutzutage das Wissen über den richtigen Umgang mit den Bäumen und so benötigen die Baumbesitzerinnen und Baumbesitzer Luises Hilfe. Für ihre Verdienste um den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen wurde Luise Wirsching 2023 mit der Eduard-Lucas-Medaille ausgezeichnet.
Der Film „In den Bäumen“ ist ein Kino-Dokumentarfilm der Böller und Brot GbR zum Thema Obstbaumschnitt, eine poetische Parabel, eine Reflexion über die Beziehung zwischen Mensch und Baum, Natur und Kultur und der Gestaltung der Welt.
Es ist das Portrait einer außergewöhnlichen Persönlichkeit mit leidenschaftlicher Hingabe, ein Roadmovie durch Hohenlohe und ganz nebenbei eine Lehrstunde für den Umgang mit Streuobstbäumen. Die Festivalpremiere und der Kinostart sind für das Jahr 2025 geplant.
Durchführung: Böller und Brot GbR
Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, beauftragte das Ministerium für ländlichen Raum eine Potentialstudie
für klimaresiliente Bewirtschaftungssysteme und die Erprobung alternativer Baumarten bei der Flächenagentur BW. Basierend auf
einer umfangreichen Literaturstudie und Interviews mit Wissenschaftlern, Beratern und Praktikern werden verschiedene Formen von
klimaresilienten Bewirtschaftungssystemen eruiert. Die Ergebnisse münden in Werkzeugkästen, welche je nach Bedarf bzw. Kontext,
passende Anbausysteme und Maßnahmen aufzeigen.
Alternative Baumarten
Wenn es zukünftig heißer und trockener wird, bieten sich neben den klassischen gegebenenfalls auch alternative Baumarten wie z.B.
Esskastanie, Maulbeere oder Feige für den Streuobstbau an. Deren Eignung sowie Pflegehinweise und Marktpotenziale zusammenzustellen,
ist Aufgabe im zweiten Teil des Projektes.
... und die Praxis
Schlussendlich soll das gebündelte Wissen von Praktikern umgesetzt werden können, weshalb parallel zur Potentialstudie
Pilotflächen mit neuartigen Bewirtschaftungssystemen und Baumarten etabliert werden. Hier finden vor Ort Workshops und Exkursionen
statt – sodass wir wissen „Des klappt“.
Durchführung: Flächenagentur Baden-Württemberg GmbH - Klimawandelanpassung im Streuobst.
Als eines von zwei Projekten mit Streuobstbezug, die im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP Agri) durchgeführt wurden, befasste sich das Projekt "Nachhaltige Eindämmung des Mistelbefalls in Streuobstwiesen" mit der Entwicklung einer Mistel-Strategie für baden-württembergische Streuobstlandschaften.
In vielen Streuobstbeständen Baden-Württembergs ist in den letzten Jahren eine starke Ausbreitung der Laubholz-Mistel (Viscum album) zu beobachten. Sehr häufig geht der Befall von "Superspreadern" aus, also einzelnen stark befallenen Bäumen, von denen die Mistel von bestimmten Vogelarten (z.B. Mönchsgrasmücke, Seidenschwanz oder Misteldrossel) nach und nach auf die umgebenden Bäume übertragen wird. Dies hat nachhaltige Auswirkungen auf die Vitalität von Obstbäumen und gefährdet dadurch auch verschiedene Naturschutzziele, die Streuobstbestände erfüllen sollen.
Das Projekt ging zum einen der Frage nach, welche Faktoren die Ausbreitung begünstigen und klärte zum anderen, unter welchen Bedingungen eine Ausbreitung nur sehr langsam oder auch gar nicht vonstattengeht. Aus dieser Wirkungsanalyse ließ sich ableiten, welche Maßnahmen grundsätzlich ergriffen werden müssten, um dem Problem des Mistelbefalls nachhaltig und nicht nur temporär Herr zu werden.
Die Analyse sollte in vier naturräumlich unterschiedlichen Streuobstregionen Baden-Württembergs stattfinden, um eine landesweite Repräsentanz und damit eine gute Übertragbarkeit der Maßnahmenempfehlungen zu erreichen.
Am 16. Dezember fand die Online-Abschlussveranstaltung des Projektes statt.
Durchführung: Planungsbüro StadtLandFluss in Kooperation mit dem Streuobstpädagogen e. V. und anderen
Als eines von zwei Projekten mit Streuobstbezug, die im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP Agri) durchgeführt wurden, befasste sich das Projekt mit der Entwicklung von Strategien für einen zukunftsorientierten und an den Klimawandel angepassten Streuobstanbau.
Auswirkungen des Klimawandels werden bislang nur ansatzweise im Erwerbsobstbau untersucht. Herausforderungen, wie die Verschiebung der Vollblüte von Anfang Mai nach Mitte April und dadurch die erhöhte Gefahr von Spätfrösten, lange Trockenperioden, sintflutartigen Regenfälle, starke Sonneneinstrahlung (UVB-Strahlung) sowie häufig auftretende Hagelereignisse, stehen hierbei im Vordergrund.
Auch Untersuchungen zum Auftreten neuer Schaderreger infolge des Klimawandels gibt es in der Regel nur im Erwerbsobstbau. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Streuobstwiesen wurden bislang nicht systematisch untersucht. Es gilt die möglichen Lösungsansätze des Erwerbsobstbaus, die am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee erarbeitet werden, auf ihre Anwendbarkeit für den Streuobstanbau zu überprüfen und Strategien für einen zukunftsorientierten und klimaresilienten Streuobstbau zu entwickeln.
Darüber hinaus gilt es für den Streuobstbau der Zukunft neben einer innovativen, an den Klimawandel angepassten Bewirtschaftung, praxisorientierte Konzepte hinsichtlich Verarbeitung und Vermarktung von Streuobstprodukten zu entwickeln um die Überlebensfähigkeit der Bestände zu sichern.
Am 22. November 2024 fand die Abschlussveranstaltung des Projektes als Kongress „Zukunftsfähiger Streuobstbau“ an der Uni Hohenheim statt.
Durchführung: Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, Schwäbisches Streuobstparadies e. V., BUND Bodensee-Oberschwaben und die Manufaktur Jörg Geiger