Streuobstbäume pflegen und Mistelbeeren ernten -Wege zur Schaffung von Synergien zwischen Naturschutz und der Nutzung eines bisherigen Schädlings im Obstbau

Die Problematik des Mistelbefalls und seine Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensdauer von Streuobstbäumen sind ausführlich im Projekt „Nachhaltige Eindämmung des Mistelbefalls“ beschrieben (Projektbericht siehe hier auf dieser Homepage). Es zeichnet sich sehr klar ab, dass der Pflegeaufwand vielerorts weiter zunehmen wird - und das in einer Situation, in der der Pflegerückstand ohnehin gewaltig ist und im Absterben vieler weiterer Bäume resultieren wird. Anreize zur deutlichen Erhöhung der Bereitschaft zur Baumpflege sind deshalb von besonderer Bedeutung. 

Mehrere Institute forschen intensiv und nachhaltig an der Verwendung von Viscin aus der Mistelbeere als Basisstoff u.a. für die Gewinnung von Rohstoffen für die (Natur-)Kosmetikindustrie. Zur Nutzung von Synergien hinsichtlich Baumpflege und Produktgewinnung wurde geprüft, inwiefern die Ernte von Mistelbeeren von Obstbäumen in Kombination mit der Baumpflege organisiert werden könnte, um über eine werthaltige Produktnutzung dem Absterben bedrohter Bäume entgegenwirken zu können. 

An drei Standorten wurden Obstbäume beerntet und gleichzeitig gepflegt. Die Mistelbeeren werden an der McGill-University in Montreal auf ihre physikochemischen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten in Medizin und Naturkosmetik untersucht; die bisherigen Forschungsresultate sind sehr ermutigend. 

Die Organisation der Pflege „verwaister“ Bäume gestaltet sich organisatorisch und rechtlich häufig schwierig, weswegen grundsätzlich ein gemeinschaftliches und gebietsweises Agieren empfohlen wird. Je nach Preisniveau könnte der Verkauf von Mistelbeeren den Pflegeschnitt mistelbefallener Bestände finanzieren; in Streuobst-Sanierungsgebieten (i.e. Gebieten mit guter Perspektive zur Aufrechterhaltung und Wiederaufnahme des Streuobstbaus) könnte ein solcher Schnitt einmalig erfolgen, in Streuobst-Brachegebieten (d.h. Gebieten ohne echte Perspektive für eine nennenswerte obstbauliche Nutzung) vermutlich mehrfach. Kooperationen mit Organisationen, die Mistelbeeren verarbeiten können, werden aktuell eruiert.

Das Projekt wurde am 24.5.2025 auf der Streuobsttagung an der Universität Hohenheim vorgestellt und diskutiert.



Durchführung: Büro StadtLandFluss, Nürtingen