Der Streuobstbau ist für Keltereien und Brennereien ein entscheidender Rohwarelieferant. Dennoch ist er ein nachrangiges Anbausystem im Erwerbsobstbau. Forschungsgeld und -geist fließen deshalb von Seiten der Privatwirtschaft selten in den Hochstammobstbau. Damit man für diese multifunktionale Form des Obstbaus praxisnahe Lösungen findet, stellt das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) im Rahmen der Streuobstkonzeption Forschungsgelder zur Bearbeitung aktueller Fragestellungen bereit.
Helfen Sie mit: Haben Sie mit schwarzem Rindenbrand befallene Streuobstbäume? Füllen Sie bitte den Fragebogen
aus und schicken Proben an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ).
Dadurch kann die Verbreitung des Schaderregers im Ländle und die Anfälligkeit/Widerstandsfähigkeit von Apfel- und
Birnen-Sorten im Streuobst ermittelt werden.
In einem Forschungsprojekt zum schwarzen Rindenbrand (Diplodia) bei Kernobst am LTZ sucht man nach Faktoren, die einen Befall mit dem Pilz begünstigen. Es wird untersucht, ob einzelne Sorten anfälliger sind. Ziel ist es, Sorten-Unterlagen-Kombinationen zu ermitteln, die in Abhängigkeit von dem jeweiligen Standort als robust gelten. Im Gewächshaus als auch in Erwerbs- und Streuobstanlagen überprüfen die Forscher anschließend diese Kombinationen auf ihre Diplodia-Widerstandsfähigkeit.
Aus den Ergebnissen lassen sich im besten Fall effektive Sanierungsmöglichkeiten ableiten. Dabei könnte es sich z.B. um die Rodung stark befallener Bäume zum Schutz der übrigen Bäume, Ausschneiden des Rindenbrandes mit und ohne Wundverschluss und Umveredeln handeln. Zudem werden prophylaktische Maßnahmen (z.B. Kupferpräparate, Weißanstriche, Pflanzenstärkungsmittel) zur Vermeidung eines Diplodia-Befalls an Apfel- und Birnbäumen geprüft. Des Weiteren beschäftigt sich die Forschung mit Einflussfaktoren wie der Wasserverfügbarkeit, Präsenz/Absenz von gehäckseltem Befallsmaterial und mechanischen Stammverletzungen.
Projektbeginn: 1. Oktober 2020
Versuchsflächen werden noch gesucht. Haben Sie eine Streuobstwiese, die in Baden-Württemberg liegt, deren
Sorten großteils bekannt sind, mit mind. 30 Kernobst-Bäumen und mind. zwei Apfel- oder zwei Birnen-Sorten sowie einem Befall mit
Schwarzem Rindenbrand auf der Fläche oder im Umkreis? Dann melden Sie sich gerne beim LTZ. Kontakt: Julia
Zugschwerdt, E-Mail: Julia.Zugschwerdt@ltz.bwl.de, Telefon: 0721 / 9468-466
Das EIP-Projekt (EIP - Europäische Innovationspartnerschaft) „Robuste Apfelsorten für den ökologischen Obstbau und
den Streuobstanbau“, koordiniert von der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau (FÖKO), trägt zu einem
gesünderen und umweltschonenderen Obstbau bei. Ziel des Projektes ist die Verbreitung und Weiterentwicklung von Apfelsorten für
den ökologischen Obstbau und den Streuobstbau, deren Resistenz auf breiter genetischer Basis steht. Durch pilzresistente neue
Apfelsorten kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Weitere Projektbeteiligte sind u.a. das Kompentenzzentrum Obstbau
Bodensee (KOB) Bavendorf, die Landes- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) und biologisch wirtschaftende Erzeugerbetriebe.
In dem Projekt geht es um den Aufbau einer Wertschöpfungskette, bei der in mehreren Teilschritten neue robuste Apfelsorten ausgelesen,
mit toleranten Sorten aus dem Streuobstbau durch Züchtungsarbeit kombiniert, dann auf ihre Verbraucherakzeptanz geprüft und
letztendlich in dauerhafte unternehmerische Strukturen gebracht werden sollen.
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unterstützte das Projekt "Inwertsetzung von Klima- und Naturschutzmaßnahmen in den Nationalen Naturlandschaften", in dem mit Naturschutzzertifikaten ein neuartiges Finanzierungsinstrument geschaffen wurde, das langfristig zum Erhalt der biologischen Viefalt beiträgt. Mit dem Erwerb von Naturschutzzertifikaten können sich Privatpersonen und Unternehmen direkt an der Umsetzung zertifizierter Naturschutzprojekte in Schutzgebieten beteiligen. Forschungsteams entwickelten eigens dafür einen Naturplus-Standard, der die Kriterien für die Erfassungsmethoden, Maßnahmen und erforderliche Dokumentation der Naturschutzprojekte festlegt. Käufer/innen können beim Erwerb wählen, welchen Lebensraum - Streuobstwiesen Wälder oder Moore - oder welches Projekt sie unterstützen möchten. Interessierte können beispielsweise Geld bereitstellen, das das Schwäbische Streuobstparadies e. V. und das Biosphärengebiet Schwäbische Alb in die Neuanlage oder den Erhalt von Streuobstbeständen investieren kann.
Das Projekt wird von Nationale Naturlandschaften e.V. und DUENE e.V durchgeführt.
Hier geht es zur Online-Plattform, auf der die Projektflächen und Maßnahmen vorgestellt werden und die Zertifikate erworben werden können:
Die Kombination von Wiesen mit weit auseinander stehenden Bäumen macht Streuobstbestände sehr strukturreich. Es gibt in diesen halboffenen Landschaften eine Moos-, Gras- und Baumschicht mit unterschiedlichem Kleinklima: von sonnig bis schattig, von feucht bis trocken, von fett bis mager. Dadurch finden hier auf relativ kleinem Raum viele Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.
Ein Teil der Streuobstwiesen wird sich aber in der traditionellen Form nicht weiter bewirtschaften lassen. Ein hoher Marktpreis für Streuobst und Streuobstprodukte ist flächendeckend nicht „einfach so“ zu haben. Nicht überall führen deshalb die Landwirtinnen und Landwirte oder Stücklesbesitzer eine zeitaufwendige Mahd, eine regelmäßige fachgerechte Pflege der Bäume, eine (Hand-)Ernte und die Verwertung des Obstes fort. Wo diese Pflege fehlt, verbuschen die Flächen, sie verlieren an Struktur und sind nicht mehr so vielfältige Lebensräume. Auch das Landschaftsbild verändert sich stark.
Man sucht deshalb nach alternativen Nutzungsformen, die eine halboffene Landschaft erhalten, aber die nicht die Obst- sondern die Wertholz- oder Biomasseproduktion zum Ziel haben. Diese neuen Agroforstsysteme sollen einen ähnlich artenreichen Lebensraum bereitstellen und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähiger sein.
Am Verbundprojekt des Bundes „Agroforst – neue Optionen für eine nachhaltige Landnutzung“ beteiligen sich zwei Institute der Universität Freiburg und das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg. Dort erforscht und entwickelt man agroforstliche Nutzungssysteme, also die Kombination von landwirtschaftlichen Kulturen mit dem Anbau verholzender Pflanzen auf einer Fläche. Man untersucht, wie sich auf Acker und Grünland gepflanzte Bäume auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken und welche Konsequenzen das für den Wasser-, Boden- und Naturschutz sowie für das Landschaftsbild hat. Es werden standortgeeignete Laubbäume wie Wildkirsche, Walnuss, Speierling, Elsbeere, unveredelte Obstsämlinge oder Ahorn, Ulme und Esche gepflanzt - primär zur Produktion von Wertholz und weniger zur Nutzung von Früchten. Als Unterwuchs sind zum Beispiel Grünland, Blühmischungen oder Hecken denkbar.
Weiterführende Informationen:
www.ltz-bw.de > Service> Schriftenreihen > Informationen für die Pflanzenproduktion > Heft 01-2014 Agroforst