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Forschung
Der Streuobstbau ist für Keltereien und Brennereien ein entscheidender Rohwarelieferant. Dennoch ist er ein nachrangiges Anbausystem im Erwerbsobstbau. Forschungsgeld und -geist fließen deshalb von Seiten der Privatwirtschaft selten in den Hochstammobstbau. Damit man für diese multifunktionale Form des Obstbaus praxisnahe Lösungen findet, stellt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) im Rahmen der Streuobstkonzeption Forschungsgelder zur Bearbeitung aktueller Fragestellungen bereit.
Struktur und Nahrung für den Specht
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Viele Arten der Vogelschutzrichtlinie – z. B. Wendehals, Mittel-, Grün- und Grauspecht, Steinkauz, Neuntöter, Gartenrotschwanz, Halsbandschnäpper – nutzen die Streuobstwiesen als Fortpflanzungs- oder wichtiges Nahrungshabitat. Während die Bestände von weniger spezialisierten Arten stabil bis steigend sind, gehen die Bestände von spezialisierten Arten wie Grauspecht und Wendehals stark zurück. In vielen Streuobstwiesen sind sie bereits verschwunden oder selten.
Die Stiftung Naturschutzfonds unterstützt das Vorhaben „Struktur und Biodiversität von Streuobstwiesen – Wiesenameisen als Nahrungsgrundlage für Wendehals und Grauspecht“ unter Trägerschaft der Universität Hohenheim. Es dient der Analyse der Zusammenhänge zwischen Vegetationsstruktur und Bewirtschaftung der Streuobstwiesen und dem Vorkommen von Wiesenameisen als Nahrungsgrundlage für die Schirmarten Wendehals und Grauspecht. Dazu werden Zusammenhänge zwischen Vegetationsstruktur und Bewirtschaftung der Wiesen und dem Vorkommen von Wiesenameisen sowie zwischen der Struktur der Baumbestände und dem Vorkommen der beiden Vogelarten analysiert. Hieraus wird ein Habitatmodell für die Schirmarten erstellt und werden potenzielle Habitate in Streuobstwiesen Baden-Württembergs auf der Basis der Daten der Streuobsterhebung sowie verfügbarer Grünlanddaten ermittelt. Weiterhin werden Hinweise für eine ameisenfreundliche Unternutzung in Zeiten knapper Kassen gegeben und Hinweise fürs Ökokonto erstellt.
CO2-Zertifikate aus Streuobstwiesen
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Das MLR unterstützt das Projekt Inwertsetzung von Naturschutzmaßnahmen, das klimarelevante Maßnahmen in Schutzgebieten über den Verkauf von CO2-Zertifikaten mit finanziert. Forschungsteams erarbeiten Standards, die bezüglich Klimaschutz, Grundwasserneubildung oder Erhalt der biologischen Vielfalt erfüllt sein müssen, um CO2-Zertifikate auszustellen. Diese sollen dann für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt auf einer bundesweit einheitlichen Plattform verkauft werden. Regionale und nationale Unternehmen, die sich für den Klimaschutz einsetzen wollen, stellen somit Geld bereit, das das Schwäbische Streuobstparadies und das Biosphärengebiet Schwäbische Alb in die Neuanlage oder den Erhalt von Streuobstbeständen investieren kann.
Auf diese Weise entsteht ein neuartiges Finanzierungsinstrument, das langfristig zum Erhalt der biologischen Vielfalt beiträgt.
Alternativen zum Streuobstbau - Wertholz- und Biomasseproduktion
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Die Kombination von Wiesen mit weit auseinander stehenden Bäumen macht Streuobstbestände sehr strukturreich. Es gibt in diesen halboffenen Landschaften eine Moos-, Gras- und Baumschicht mit unterschiedlichem Kleinklima: von sonnig bis schattig, von feucht bis trocken, von fett bis mager. Dadurch finden hier auf relativ kleinem Raum viele Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.
Ein Teil der Streuobstwiesen wird sich aber in der traditionellen Form nicht weiter bewirtschaften lassen. Ein hoher Marktpreis für Streuobst und Streuobstprodukte ist flächendeckend nicht „einfach so“ zu haben. Nicht überall führen deshalb die Landwirtinnen und Landwirte oder Stücklesbesitzer eine zeitaufwendige Mahd, eine regelmäßige fachgerechte Pflege der Bäume, eine (Hand-)Ernte und die Verwertung des Obstes fort. Wo diese Pflege fehlt, verbuschen die Flächen, sie verlieren an Struktur und sind nicht mehr so vielfältige Lebensräume. Auch das Landschaftsbild verändert sich stark.
Man sucht deshalb nach alternativen Nutzungsformen, die eine halboffene Landschaft erhalten, aber die nicht die Obst- sondern die Wertholz- oder Biomasseproduktion zum Ziel haben. Diese neuen Agroforstsysteme sollen einen ähnlich artenreichen Lebensraum bereitstellen und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähiger sein.
Am Verbundprojekt des Bundes „Agroforst – neue Optionen für eine nachhaltige Landnutzung“ beteiligen sich zwei Institute der Universität Freiburg und das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg. Dort erforscht und entwickelt man agroforstliche Nutzungssysteme, also die Kombination von landwirtschaftlichen Kulturen mit dem Anbau verholzender Pflanzen auf einer Fläche. Man untersucht, wie sich auf Acker und Grünland gepflanzte Bäume auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken und welche Konsequenzen das für den Wasser-, Boden- und Naturschutz sowie für das Landschaftsbild hat. Es werden standortgeeignete Laubbäume wie Wildkirsche, Walnuss, Speierling, Elsbeere, unveredelte Obstsämlinge oder Ahorn, Ulme und Esche gepflanzt - primär zur Produktion von Wertholz und weniger zur Nutzung von Früchten. Als Unterwuchs sind zum Beispiel Grünland, Blühmischungen oder Hecken denkbar. Weiterführende Informationen
www.ltz-bw.de > Service> Schriftenreihen > Informationen für die Pflanzenproduktion > Heft 01-2014 Agroforst
Schwarzer Rindenbrand
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In einem Forschungsprojekt zum schwarzen Rindenbrand (Diplodia) bei Kernobst am LTZ sucht man nach Faktoren, die einen Befall mit dem Pilz begünstigen. Es wird untersucht, ob einzelne Sorten anfälliger sind. Ziel ist es, Sorten-Unterlagen-Kombinationen zu ermitteln, die in Abhängigkeit von dem jeweiligen Standort als robust gelten. Im Gewächshaus als auch in Erwerbs- und Streuobstanlagen überprüfen die Forscher anschließend diese Kombinationen auf ihre Diplodia-Widerstandsfähigkeit.
Aus den Ergebnissen lassen sich im besten Fall effektive Sanierungsmöglichkeiten ableiten. Dabei könnte es sich z.B. um die Rodung stark befallener Bäume zum Schutz der übrigen Bäume, Ausschneiden des Rindenbrandes mit und ohne Wundverschluss und Umveredeln handeln. Zudem werden prophylaktische Maßnahmen (z.B. Kupferpräparate, Weißanstriche, Pflanzenstärkungsmittel) zur Vermeidung eines Diplodia-Befalls an Apfel- und Birnbäumen geprüft. Des Weiteren beschäftigt sich die Forschung mit Einflussfaktoren wie der Wasserverfügbarkeit, Präsenz/Absenz von gehäckseltem Befallsmaterial und mechanischen Stammverletzungen.
Projektbeginn: 1. Oktober 2020
Versuchsflächen werden noch gesucht. Haben Sie eine Streuobstwiese, die in Baden-Württemberg liegt, deren Sorten großteils bekannt sind, mit mind. 30 Kernobst-Bäumen und mind. zwei Apfel- oder zwei Birnen-Sorten sowie einem Befall mit Schwarzem Rindenbrand auf der Fläche oder im Umkreis? Dann melden Sie sich gerne beim LTZ. Kontakt: Julia Zugschwerdt, E-Mail: Julia.Zugschwerdt@ltz.bwl.de, Telefon: 0721 / 9468-466