»Unsere Initiative will vor allem junge Menschen ansprechen und wieder für Streuobst begeistern. Bei unserem Projekt „Saft aus herrenlosem Obst“ ernten wir Äpfel von kommunalen Flächen und privaten Grundstücksbesitzern, die ihre Äpfel nicht selbst ernten möchten und es uns überlassen. Das Obst presst die lokale Kelterei Falter und füllt eine Sonderedition ab. Jede verkaufte Flasche unterstützt eines unserer Projekte, wie zum Beispiel die Fahndung nach verschollenen Lokalsorten.«
Martin Schaarschmidt und Florian Schumacher, Begründer der Initiative „Streuobstwiesenretter“ in der Region Bergstraße-Odenwald
Aufpreisinitiativen
Das Grundprinzip bei der Aufpreisvermarktung ist, dass die Erzeugerinnen und Erzeuger für das angelieferte und getrennt erfasste Streuobst einen höheren Preis ausgezahlt bekommen, als für sonstiges Obst. Die Verbraucher zahlen dann beispielsweise zehn Cent pro Liter mehr für diesen getrennt erfassten Streuobstsaft.
Viele der Initiativen haben Vorgaben für ihre Erzeuger. Zum Beispiel, dass das Obst aus der Region kommt und ausschließlich von Hochstammobstbäumen stammt, die ohne chemisch-synthetische Behandlungsmittel bewirtschaftet werden. Oft gibt es ein Pflege- und Nachpflanzgebot. Die Auszahlung des „Aufpreises" erfolgt über unterschiedliche Modelle.
Das Land unterstützt die Aufpreisinitiativen, die sich an strenge Anbau- und Qualitätsstandards halten, mit einer VermarktungsförderungLink zur Förderung.
Hier finden Sie eine Übersichtskarte mit einigen Aufpreisprojekten in Baden-Württemberg und einer kurzen Beschreibung der jeweiligen Initiative.
Studie zur Aufpreisvermarktung von Streuobstprodukten
Im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) hat der NABU Landesverband Baden-Württemberg
e. V. das Forschungsvorhaben „Aufpreisvermarktung von Streuobstprodukten in Baden-Württemberg“ bearbeitet.
Hauptziel des Projektes war die Analyse der Situation der Aufpreisvermarktung von Streuobstprodukten im Land.
Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.
Darüber hinaus sind zwei Leitfäden entstanden, die Sie sich herunter laden können:
Leifaden
für die Gründung und Organisation eines Streuobst-Aufpreisprojektes
Leitfaden
für die Bio-Zertifizierung eines Streuobst-Aufpreisprojektes
Bei der Fachtagung Attraktive Preise für Streuobst - Impulse für die regionale Vermarktung mit Aufpreis (2017 in Stuttgart) wurden die Biozertifizierung von Streuobstflächen und die Arbeit von Hochstamm Suisse diskutiert.
Lesen Sie hier beispielhaft, wie eine Aufpreisinitiative arbeitet.
Das Apfelsaftprojekt in der Bodenseeregion war das erste Streuobstprojekt, das seinen Bewirtschaftern einen Aufpreis für das angelieferte Streuobst bezahlte. Ziel der Initiative ist es, durch höhere Erzeugerpreise einen Anreiz für die Menschen zu schaffen, ihre Streuobstbestände zu pflegen und das regionale Obst wieder zu nutzen. Ferner will man damit Arbeitsplätze in der Region, beispielsweise in der Obstverarbeitung und im Handel, erhalten und neue schaffen.
Das Apfelsaftprojekt ist eine Kooperation der Naturschutzverbände Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) mit vier regionalen Fruchtsaftkeltereien.
Rund 260 Landwirte aus den Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg, Bodenseekreis, Konstanz und Sigmaringen haben sich vertraglich zur Pflege der Streuobstbeständen nach den strengen Kriterien der Streuobstinitiative verpflichtet.
Insgesamt bewirtschaften die Landwirte 410 Hektar Streuobstwiesen mit rund 28.000 hochstämmigen Obstbäumen. Die vorbildliche Initiative wurde seit ihrem Bestehen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
In Zusammenarbeit mit dem Dritte Welt Partner Ravensburg stellt die Initiative seit 2002 ein Apfel-Mango-Saft sowie andere neue Saftkreationen her. Das tropische Obst stammt aus fairem Handel und wird umweltfreundlich produziert. Dadurch kann man weitere 40 Hektar Streuobstwiesen in Oberschwaben nachhaltig nutzen.
Begleitet wird das Apfelsaftprojekt von der Bodenseestiftung und der Modellprojekt Konstanz GmbH.
Weitere Informationen:
Seit den 1980er Jahren setzt sich der Förderkreis regionaler Streuobstbau Hohenlohe-Franken e.V. (FÖS) beispielhaft für die Vermarktung von Streuobstprodukten ein. Er ist aus der zweitältesten Aufpreisinitiative in Deutschland entstanden, die ehrenamtliche Naturschützer des NABU 1988 gegründet haben. Gemeinsam mit der Kelterei Hohenloher Fruchtsäfte hat der Verein die Marke „Grünspecht“ eingeführt. Der Grünspecht steht symbolisch für die Artenvielfalt in den heimischen Streuobstwiesen.
Mittlerweile ist eine breite Palette von Streuobstprodukten entstanden von Säfte, über Obstbrand zum -gelee entstanden. Alle
Grünspecht-Produkte sind regionaler Herkunft, werden in Glas-Mehrwegflaschen abgefüllt und die Obstlieferanten erfüllen hohe
ökologische Kriterien. Für den naturtrüben Apfelsaft nutzt die Kelterei das NABU-Qualitätszeichen für
Streuobstprodukte. Der Saft besteht ausschließlich aus heimischen Streuobst-Äpfeln. Die Obstlieferanten verpflichten sich, keine
chemisch-synthetischen Behandlungsmittel einzusetzen, ihre Bäume zu pflegen und abgängige Bäume zu ersetzen. Dafür
erhalten sie einen Preisaufschlag für ihr Obst, das vertragsgemäß ausschließlich von Hochstämmen stammt. Gut 2.000
Apfelbäume in der Region werden durch diese Initiative extensiv bewirtschaftet und erhalten.
Weiterführende Informationen:
www.gruenspecht-saft.de und http://www.nabu.de/themen/streuobst/service/qz/